Heute wollen wir euch ein paar interessante, historische Objekte aus unserer Ausstellung „Seefahrergeschichte(n)“ im Seefahrerhaus Sellin vorstellen.
Geldkatze

Die Geldkatze wurde etwa 1850 hergestellt und ist ein schlauchartig genähter, an beiden Enden verschlossener Beutel. Unser Exemplar ist mit gestickten Perlen verziert. An der Längsseite befindet sich ein länglicher Schlitz. Wird dieser Schlauch über den Gürtel gehängt, so entstehen zwei Säckchen, in denen das Geld aufbewahrt wird. Das Säckchen kann nach außen oder nach innen in die Kleidung getragen werden um den wertvollen Inhalt vor Dieben zu schützen. Oft wurden zusätzlich zwei Metallringe als Verschluss angebracht. Zum Zahlen wird die Katze vom Gürtel genommen. Seeleute trugen diese Geldkatze auf ihren Landgängen in fernen Ländern und bewahrten dort ihre Heuer auf.
Kaminhunde aus England

Bereits vor 200 Jahren wurden die beliebten Keramiken von Seeleuten aus England mitgebracht und zierten die Fenster von Kapitäns- und Lotsenhäusern. Produziert wurden sie in der Grafschaft Staffordshire in Mittelengland und fanden dann über die zahlreichen Häfen ihren Weg zu den Seeleuten. Es gab sie in verschiedenen Größen und Formen. Auch die Verzierungen unterschieden sich beträchtlich in der Qualität. Sie wurden sozusagen für jeden Geldbeutel und Bedarf produziert, von einfach und günstig zu aufwändig und teuer. Unsere Exemplare sind mittelgroß und verfügen über eine einfache farbliche Verzierung auf der Vorderseite. Datieren kann man sie auf ca. 1870.
Über diese Hunde ranken sich allerlei Gerüchte! So waren sie wohl oft in den Rotlichtmeilen der Häfen in den Schaufenstern zu finden. Die Art, wie die Hundefiguren zueinanderstanden, gab Auskunft darüber, ob das Etablissement frei war. Ebenso sind die Seemannsfrauen daheim vorgegangen. War der Mann zu Hause, drehten sie den Hund mit dem Rücken zur Straße. War er wieder auf See, schauten die Hunde aus dem Fenster – eine Botschaft, die Liebhaber zu deuten wussten.
Umgangssprachlich werden sie deshalb auch als „Puffhunde“ bezeichnet!
Muschel mit graviertem „Vaterunser“

Glauben spielte in der Seefahrt eine bedeutende Rolle, so auch bei den Seeleuten. Ein gläubiger Seemann brachte um 1800 aus England diese Muschel mit dem gravierten „Vaterunser“ in seine nordeutsche Heimat mit. Das Vaterunser ist einer der bekanntesten Texte der Bibel und des Christentums und gehörte gemeinsam mit den 10 Geboten zum Grundwissen jedes Christen. Auf unserer Muschel ist es kunstvoll auf Englisch eingraviert worden. Übersetzt steht dort: „Unser Vater in den Himmeln, geheiligt werde dein Name, es komme dein Reich, es geschehe dein Wille, wie im Himmel auch auf Erden! Unser Brot für den nächsten Tag gib uns heute! Und lass uns nach unsere Verschuldungen, wie auch wir nachgelassen haben unseren Schuldnern! Und bringe uns nicht in Versuchung hinein, sondern errette uns von dem Bösen! Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.“
Ganz schön viel Text für so eine kleine Muschel!
Wenn ihr Lust auf noch mehr spannende Objekte und Geschichten aus der Seefahrt habt, besucht uns im Seefahrerhaus Sellin!