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Der erste Ehrenbürger Sellins – Der Fotograf Hans Knospe

Die Anfangsjahre

 

Hans Knospe wurde am 3. August 1899 in Landsberg an der Warthe geboren. Der Vater Otto Knospe war ein gut situierter Fotografenmeister und stolzer Schützenkönig der Schützengilde Soldin, einer kleinen Kreisstadt im Märkischen am Rande Hinterpommerns, wo er in der Poststraße im eigenen Haus ein Fotogeschäft betrieb. Seine Ehefrau Anna stand ihm dabei stets zur Seite. Hans war ein aufgeweckter Junge, dessen Naturempfinden und die Liebe zu Tieren ausgeprägter war, als der Wunsch einmal Fotograf zu werden. Trotzdem fügt er sich dem Willen seines Vaters und erlernte den Beruf von der Pike auf.

 

Wirkungsstätten

 

1919 suchte der Vater nach einer neuen geschäftlichen Herausforderung und zog mit der ganzen Familie nach Sellin, wo er zuerst Haus Goos und wenig später, wegen der besseren Geschäftslage, das heutige Stammhaus des Familienunternehmens erwarb. Er benannte das Gebäude in „Photohaus Knospe“ um und gründete hier ein erfolgreiches Foto- und Andenkengeschäft.

Ab 1921 arbeitete Hans Knospe als Strandfotograf, seinen eigenen Einstieg in die Selbstständigkeit beschrieb er so:

„Ich kann mich überhaupt nicht beklagen, ich habe immer zu tun gehabt und habe auch immer Freude daran gehabt- am Fotografieren. Aber erst in dem Moment, wo ich auf eigenen Füßen stand, und zwar war das da, wo ich nicht mehr Angestellter bei meinem Vater war. Als mir Vater das Geschäft überlassen hat, an dem Tag, an dem ich meine Frau Wanda geheiratet habe, am 8.11.1923. An dem Tag übergab er mir sein Strandgeschäft und die Rechte für das Fotografieren auf der Seebrücke.“

Für seine Selbstständigkeit übergab der Vater 1000 Karten und 10 Dutzend Fotoplatten 10 x 15 mit den Worten: „So das soll dein Anfang sein und nun wollen mir mal sehen, ob du arbeiten kannst, sonst, wenn es nicht klappt, dann musst du mir das Geschäft wiedergeben.“

Auf seiner Hochzeitsreise lernte das junge Paar den Winterkurort Oberwiesenthal kennen. Hans verfügte über einen ausgeprägten Geschäftssinn und erkannte die Möglichkeiten zur unternehmerischen Expansion. Bald darauf erwarb die Familie ein passendes Grundstück und erbaute darauf ein Blockhaus. Später erwarb Familie Knospe in zentraler Lage weiteren Grund und Boden und baute dort ein Wohn- und Geschäftsgebäude. In den Wintermonaten hielt er sich mit seiner Frau Wanda in Oberwiesenthal auf, um dort das weitere Fotogeschäft zu führen.

Nicht nur der Landschaftsfotografie, sondern auch der Strandfotografie, gab er viele neue Impulse.

Dazu Hans Knospe: „Ich brauchte nicht viel reden, da war ich schon von Urlaubern umringt. Ich habe dann angefangen den Apparat aufzubauen, ob es nun an der Buhne war, oder ob es im Sand war. Wir hatten beispielsweise zum Animieren so ein Sandkrokodil gemacht, dort haben wir Gruppenaufnahmen hergestellt, die großen nach hinten, die kleinen nach vorn und wenn es zu viele waren, dann mussten sich eben welche hinknien, je nachdem wieviel Leute es waren. Alles jubelt und lacht, wenn Knospe seine Fotos macht“.

Am 24. März 1924 dokumentierte er durch Fotografien die Zerstörung der Selliner Seebrücke durch Eisgang. Das Rügensche Kreis- und Anzeigenblatt titelt: „In wenigen Minuten war die lange Seebrücke, mit den schweren Befestigungen an der Spitze, aus dem Grunde herausgerissen und im bunten Durcheinander auf das Eis gehoben.“

Den anschließenden Wiederaufbau und die Neueröffnung im selben Jahr hielt Knospe ebenfalls mit seiner Kamera fest.

Ein Jahr später inserierte das Geschäft als größte Fotohandlung am Platze mit Strand- und Sportaufnahmen und bot als besondere Spezialität Kinderbildnisse an.

 

Im Wandel der Zeiten

 

Mit zunehmendem technischem Fortschritt wurde der Bewegtfilm massentauglich und Hans Knospe entwickelte in den 1930er Jahren daraus eine neue Leidenschaft. Einige bekannte Schauspieler, so Paul Peter Kemp, Anni Ondra, Victor de Kowa und Liane Haid hatte er vor der Linse und eine Karriere als Kameramann in Aussicht, doch blieb er seinem Sellin treu.

Neben der Strandfotografie am Selliner Hauptstrand suchte er sich zunehmend andere Motive, so fotografierte er ankommende Passagiere und Wasserflugzeuge auf dem Selliner See. Dort fotografierte er den Piloten Wolfgang von Gronau mit seinem Flugzeug Dornier-Wal.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 ändern sich die Verhältnisse im beschaulichen Sellin. An den Stränden wurde zunehmend die Hakenkreuzflagge gehisst. Wenige Jahre vor Kriegsbeginn 1939 war auch immer mehr Militär vor Ort, zahlreiche U-Boote, Torpedoboote, Wasserflugzeuge und deren Besatzungen wurden von Knospe abgelichtet.

Im Krieg blieb er seinen fotografischen Beruf treu und war er in der Wehrmachtsbildstelle in Stettin tätig. Kurz vor Kriegsende, im April 1945 befand er sich mit über 40.000 anderen Soldaten auf der Flucht vor der aus dem Osten heranrückenden Roten Armee. Westwärts der Elbe wurde er in einem US-Kriegsgefangenenlager bei Lüneburg interniert und flüchtete kurzentschlossen von dort. Mithilfe von Anwohnern konnte er sich verstecken und sich von dort in Richtung seiner Familie aufzumachen. Im Kurort Oberwiesenthal angekommen, warteten dort bereits Frau und Tochter auf ihn. Hier konnte er gut überleben, trotz der Mangelsituation der frühen Nachkriegsjahre. Als er 1950 nach Sellin zurückkehrte musste er mit den zuständigen Behörden um die Eigentumsverhältnisse seines Hauses kämpfen. Zudem waren große Teile seines wertvollen Fotoarchivs vernichtet. Trotz weiterer familiärer Rückschläge, wie dem Tod seiner Ehefrau übte Knospe sein Handwerk als Fotograf aus. Ab den 1960er Jahren arbeitete er mit dem „Verlag Bild und Heimat“ zusammen, einem großen Verlag für Druckgrafiken und Postkarten. Dieser entstand 1959 aus dem Vorläufer „VEB Volkskunstverlag Reichenbach im Vogtland“.

 

Das Wahrzeichen Sellins

 

Die Seebrücke, sein immer wiederkehrendes Lieblingsmotiv verfiel in der DDR-Zeit zunehmend, bis sie 1978 abgerissen wurde. Pläne die Seebrücke zu DDR-Zeiten wieder aufzubauen, scheiterten an der finanziellen Situation.

Nach der Wiedervereinigung gelang es seiner Tochter und seinem Enkel Andreas das alte Familienunternehmen zu modernisieren und das Angebot an die neue Zeit anzupassen. Hans Knospe, mittlerweile hoch betagt, fand sofort eine neue Aufgabe für sich. Bei einem Besuch des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizäcker in Sellin, konnte er diesen von der Idee überzeugen die Seebrücke wieder im alten Glanz entstehen zu lassen. Sein alter Traum vom Wiederaufbau der Selliner Seebrücke sollte bald Wirklichkeit werden. Den langjährigen Aufbau der Seebrücke, konnte die Gemeinde mithilfe von Fördermitteln des Bundes und der Länder bewerkstelligen. Als Grundlage für den Wiederaufbau nach historischem Vorbild, dienten die zahlreichen Fotografien Knospes.

Am 27. August 1992 fand im Beisein von Hans Knospe die Grundsteinlegung statt.

Fast täglich fotografierte er den Fortgang der Arbeiten des Aufbaus der Seebrücke. Nach fast sechsjähriger Bauzeit wurde die Seebrücke am 2.April 1998 für Einheimische und Besucher zur Nutzung freigegeben.

An seinem 95. Geburtstag im Jahr 1994, wurde Hans Knospe für seine Verdienste zum ersten Selliner Ehrenbürger ernannt, womit sein Lebenswerk entsprechend gewürdigt wurde.

 

Am 14. April 1999 legt Hans Knospe seine Kamera für immer aus der Hand, doch in seinen Bildern und Erinnerungen lebt er in uns weiter.