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Über das Leben und Wirken der Gräfin Adelaide Karoline Luise – genannt Adeline –  von Schimmelmann

1854 wurde Adeline als 5. von insgesamt 11 Kindern auf Schloss Ahrensburg bei Hamburg geboren. Die Familie war reich begütert. Der Vater, ein dänischer Lehnsgraf, folgte im Rang den Angehörigen des dänischen königlichen Hauses und verfügte über ein enormes Kapital.

 

Von 1872 bis 1890 lebte Adeline Schimmelmann als Hofdame der deutschen Kaiserin Augusta in Berlin.

Sie war von der moralischen Kraft, den menschenfreundlichen Taten, dem großen Wissen auf den Gebieten der Bildenden Künste und der Wissenschaften der Kaiserin fasziniert.

Auch über religiöse Fragen tauschten sich die beiden Frauen aus. Adeline sah aber bei Hofe keine Möglichkeit, nach dem Evangelium zu leben.

 

Nach dem Tod des Vaters 1885, dem sie sich innig verbunden fühlte, suchte sie Trost im Katechismus und las im Lucas-Evangelium:

 

„Wenn du ein Mittag- oder Abendmahl machst, so lade nicht deine Freunde, noch deine Brüder, noch deine Nachbarn, die da reich sind, sondern lade Arme, die Krüppel, die Lahmen, die Blinden, so bist du selig.“

 

1886 wurde ihr wegen gesundheitlicher Probleme ein Erholungsurlaub an der See verordnet, und der Zufall führte sie nach Göhren. Hier fand sie ein Betätigungsfeld, und ihr Wunsch nach Missionsarbeit ließ sich umsetzen, denn von nun an beschäftigte sie die soziale Misere der auswärtigen Fischer an der pommerschen Ostseeküste, und sie wollte helfen. Schon ein Jahr später 1887 gründete sie ein Fischerheim in Göhren. 50 Personen fanden hier Platz, denen sie ein Nachtlager, eine Küche und einen Aufenthaltsraum bot. Einige Monate des Jahres verbrachte sie fortan hier, kümmerte sich um die materielle Versorgung der Fischer, hielt Bibelstunden und Vorträge.

Ihr eigenes Vermögen reichte auf die Dauer für die sozialen Projekte, die sich immer mehr

ausdehnten, nicht aus. Hoch verschuldet musste sie deshalb das Seemannsheim auf der Greifswalder Oie und das Matrosenheim in Kiel wieder aufgeben.

Als sie den geerbten Familienschmuck veräußern wollte und ihr Testament zu Gunsten ihrer Adoptivsöhne geändert hatte, griff ihre Familie ein. Man lud sie unter einem Vorwand nach Kopenhagen ein und ließ sie in ein psychiatrisches Krankenhaus einweisen. Freunde bewirkten ihre Freilassung. Die Familie hatte sich jedoch ihres Besitzes bemächtigt und die Vormundschaft über sie erreicht. Sie fand ein geheimes Obdach bei einer befreundeten Herzogin.

Adeline von Schimmelmann ließ sich nicht entmutigen. In den folgenden Jahren gründete sie weitere Heime für Seeleute sowie 1896 eine Internationale Seemannsmission mit der Zeitschrift „Leuchtfeuer“.

Mit ihrer Segelyacht „Duen“ (Taube) besuchte sie die gesamte Ostseeküste und verkündete das Evangelium. Neben viel Anerkennung und Spenden durch den europäischen Hochadel wurde sie von der Kirche offen angegriffen.

Die Gräfin vertrat aber weiter ihr Motto:

 

„Ich will den elenden, bedrückten und leidenden Brüdern helfen, so gut ich kann.“

 

 

 

Das Leben der Gräfin war geprägt von einschneidenden Ereignissen und scharfen Gegensätzen:

Sie betonte ihre engen Kontakte zum Hochadel und adoptierte doch drei Knaben,

sie erwarb sich den Ruf einer engagierten und doch streitbaren Erweckungspredigerin und lebte mit Fischern, Arbeitslosen und verwahrlosten Kindern auf engstem Raum zusammen.

 

1898 bis 1900 bereiste die Gräfin Amerika. Nach ihrer Rückkehr begann der bemerkenswerteste Teil ihres Lebenswerkes: Die Evangelisierung in Deutschland.

 

1906 wurden das Fischerheim in Göhren, das Marineheim in Kiel und die Schriftenmission zur „GmbH der Gräfin Schimmelmannschen Internationalen Mission“ vereinigt. Zum Direktor bestimmte sie ihren Adoptivsohn Paul. Im Ostseebad Göhren fand in diesem Jahr die Feier des 20jährigen Jubiläums der Missionsarbeit der Gräfin statt.

 

Nach längerer Krankheit verstarb Gräfin Adeline Schimmelmann im November 1913 und wurde auf dem Wulfsdorfer Friedhof in Ahrensburg bestattet.

 

 

2011 zeigte unser Museum gemeinsam mit der Theologin Frau Prof. Ruth Albrecht aus Hamburg eine Ausstellung zum Leben und Wirken der Gräfin.

Ihr Buch „Adeline Gräfin von Schimmelmann – adlig-fromm-exzentrisch“, das in einer Semesterarbeit mit Studenten seinen Anfang nahm und gemeinsam mit diesen

herausgegeben wurde, erschien genau in diesem Jahr. Es berichtet detailliert über das bewegte Leben Adeline Schimmelmanns.

 

Ruth Albrecht schreibt dazu:

 

„Adeline von Schimmelmann war zu Lebzeiten eine bekannte und umstrittene Persönlichkeit, die nach dem Ende ihrer Zeit als Hofdame bei Kaiserin Augusta ungewöhnliche Formen christlicher Sozialarbeit praktizierte.

Das Buch rekonstruiert die Lebensgeschichte einer heute nahezu unbekannten Gräfin aus der in Ahrensburg ansässigen Schimmelmann-Familie.“

 

Das Buch erschien im Wachholtz Verlag Neumünster unter ISBN: 978 3 529 06120 2